Positionspapier Koalitionsverhandlungen 2021
Wir setzen uns für Jungen und Männer ein, die Hilfe brauchen! „Echte Männer reden.“ lautet der Name unseres Beratungsangebotes und des dazugehörigen Netzwerks. Wir beraten Jungen und Männer (Der SKM unterstützt alle Formen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt. Im Folgenden sind mit den rein männlichen Begriffen alle Ausprägungen von Jungen*, Männern* und Vätern* mitgemeint.), die sich in Krisen befinden. Dies kann Gewalttätigkeit gegenüber der Partnerin oder den Kindern sein – ebenso sorgen eigene Gewalterfahrungen oder Krisen im Bereich Beziehung, Trennung, Vaterschaft und Gesundheit für Beratungsbedarfe. Depressionen, Sucht oder Burn-out spielen hierbei oft eine Rolle. Im Gespräch mit uns können Männer lernen, die Hintergründe ihrer Krise zu verstehen und ihr Verhalten zu verändern.
Warum dieses Papier? Es ist uns sehr daran gelegen, der nächsten Koalition viel Erfolg bei den vielfältigen und herausfordernden Aufgaben der kommenden Jahre zu wünschen, und wir hoffen, diese Arbeit mit unserem Engagement unterstützen zu können. Gleichzeitig lenken wir die Aufmerksamkeit mit diesen Impulsen zu den Koalitionsverhandlungen auf die Themen, die uns bewegen, und bitten um die Unterstützung der künftigen Koalitionspartner*innen für den Ausbau der Angebote für Jungen, Männer und Väter sowie das Engagement für mehr Geschlechtergerechtigkeit.
Wer wir sind: Der SKM Bundesverband ist der Fachverband für die Jungen- und Männerarbeit in Deutschland. Er ist ein Fachverband im Deutschen Caritasverband, der sich strukturell, inhaltlich und fachlich auf die Beratung von Jungen und Männern spezialisiert hat.
Was wir machen: Der SKM hat sich mit zahlreichen gesellschaftlichen und politischen Akteur*innen vernetzt, um die Lebenswirklichkeit von Jungen und Männern zu gestalten und positiv zu verändern. In den letzten Jahren haben wir in enger Kooperation mit den Caritas- und SKM-Ortsvereinen die Beratungsangebote “Echte Männer reden.” für Jungen und Männer deutschlandweit ausgebaut. Als Mitgliedsorganisation des Bundesforums Männer unterstützen wir ausdrücklich dessen Kernanliegen.
Darüber hinaus bilden für uns als Wohlfahrtsverband zwei zentrale Ziele das Motiv für unser Engagement in der Jungen-, Männer- und Väterarbeit:
- Erstens streben wir den Ausbau eines flächendeckenden Netzes von Jungen- und Männerberatungsstellen an, welches den heterogenen Problem- und Lebenslagen von Jungen und Männern gerecht wird. Wir zielen darauf ab, dass sie lernen: Es ist auch für Jungen und Männer normal, Probleme zu haben und sich Hilfe zu holen.
- Zweitens wirken wir daran mit, die geschlechtsspezifischen Strukturen zu identifizieren, die dazu beitragen, dass Jungen und Mädchen, Männer und Frauen sowie Väter und Mütter in unserer Gesellschaft in unterschiedlichen Kontexten ungleiche Chancen haben. Hierfür entwickeln wir passgenaue Hilfs- und Beratungsangebote. So leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit.
Warum wir das machen: Männer warten oft lange – manchmal zu lange – bis sie sich Hilfe holen. Krisen und Probleme werden als individuelles Versagen bewertet und nicht als gesellschaftliches Problem anerkannt – auch von den Männern selbst. Dies stärkt Männer in ihrem Glauben, dass sie ihre Krisen und Probleme allein lösen müssen (siehe Fact Sheet unten).
Diese Auswirkungen eines traditionellen Männerbildes, verbunden mit der Tatsache, dass es kaum adäquate Beratungsangebote für Männer gibt, sind besonders für die Männer selbst dramatisch. Wie die Koalitionspartner*innen uns unterstützen können: Vom Erreichen unserer Ziele sind wir noch weit entfernt. Diese können wir unserer Erfahrung nach nur durch einen gleichberechtigten Dialog zwischen engagierten Männern und Frauen erreichen.
Wir hoffen daher, dass die nächste Koalition unsere Arbeit aktiv unterstützt. Folgende Punkte sind hierfür aus unserer Sicht von zentraler Bedeutung:
- Wir brauchen einen Ausbau von geschlechtssensiblen Beratungsstellen, die sich an Jungen, Männer und Väter mit ihren spezifischen Bedarfen richten.
- Wir brauchen mehr Bildungs- und Weiterbildungsangebote zur geschlechtersensiblen Arbeit und Beratung von Jungen, Männern und Vätern, die möglichst früh in den individuellen Lebensbiografien einsetzen.
- Wir brauchen mehr digitalisierte Beratungsangebote, die sich niedrigschwellig und anonym an Jungen, Männer und Väter richten sowie klare Finanzierungskonzepte dieser Angebote.
- Wir brauchen Reformen, die unverheirateten Vätern ein aktives Vatersein und nach einer Trennung ein gleichberechtigtes Elternsein ermöglichen.
- Wir brauchen mehr geschlechtersensible Forschung, die in der oft aufgeheizten Gleichstellungsdebatte eine wissenschaftliche Basis für Maßnahmen und Veränderungen bietet.
- Wir brauchen einen wirksamen Gewaltschutz für alle. Hierzu gehört der Ausbau von Hilfsangeboten für Männer und die Enttabuisierung männlicher Gewaltopfer.
Wir wünschen den Abgeordneten der künftigen Koalitionsparteien viel Erfolg bei den vielfältigen und herausfordernden Aufgaben der nächsten Jahre und hoffen, dass wir ihre Arbeit mit unserem Engagement unterstützen können.