Regierung muss männliche Gewaltopfer in den Blick nehmen
Am 11. Juli 2023 haben Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Bundesfamilienministerin Lisa Paus und der Präsident des Bundeskriminalamtes Holger Münch in Berlin das „Lagebild Häusliche Gewalt“ vorgestellt. Aus Sicht des SKM Bundesverbands, Caritas-Fachverband für Jungen- und Männerarbeit, macht der Bericht auf Basis der Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 auf mehr als 100 Seiten deutlich, dass weiterhin dringender Handlungsbedarf im Bereich Gewaltschutz und -prävention besteht. Der Bericht kann aus Sicht des SKM Bundesverbandes aber nur der erste Schritt sein, um Gewalt vorzubeugen und zu beseitigen.
Der SKM-Generalsekretär Stephan Buttgereit fordert: „Wir im SKM Bundesverband sehen die Notwendigkeit, die wachsende Sichtbarkeit der männlichen Opfer in den Blick zu nehmen und diese Gruppe in zukünftigen Konzepten endlich lückenlos zu berücksichtigen. Es gibt keine Opfer erster und zweiter Klasse. Jedes Opfer von Gewalt verdient Schutz, egal welches Geschlecht es hat.“
Ein adäquater Gewaltschutz kann nur gemeinsam funktionieren: Solange die Frauen- und Männerhilfesysteme in die Konkurrenz um Mittel treten müssen, bleiben Opfer auf der Strecke. Stephan Buttgereit erklärt: „Wir gehen davon aus, dass das Hilfesystem für Frauen mit den männlichen Opfern genauso solidarisch ist, wie wir mit den weiblichen Opfern häuslicher Gewalt und deren Hilfesystem.“
Die Bundesregierung und sämtliche Landesregierungen in Deutschland müssen weiterhin die Bekämpfung der Gewalt an Frauen vorrangig vorantreiben und das Hilfesystem endlich mit ausreichenden Mitteln ausstatten, um den Schutz von Opfern gewährleisten zu können. Es kann und darf nicht sein, dass dieses Hilfesystem nur mithilfe der Spendenbereitschaft der Gesellschaft überleben kann. Trotz steigender zur Anzeige gebrachter Zahlen werden noch immer viele Taten nicht der Polizei gemeldet. Deshalb sei mit einem erheblich größeren Dunkelfeld zu rechnen, so die Bundesregierung. Der SKM Bundesverband begrüßt, dass die Bundesregierung deshalb eine großangelegte Studie zur Aufdeckung des Dunkelfelds starten will.
Der SKM Bundesverband betreibt ein bundesweites Beratungsnetzwerk für Männer in Krisen. Die Beratungsstellen des Netzwerkes Echte Männer reden. bieten Beratung für Männer in Krisensituationen. Männerberater in deutschlandweit mehr als 25 Beratungsstellen beraten Klienten, die Täter oder Opfer von häuslicher Gewalt sind oder sich in anderen Lebenskrisen befinden. Damit ist Männerberatung immer auch Opferschutz und beugt häuslicher Gewalt vor. Viele der Beratungsstellen sind nicht oder nicht ausreichend finanziert, aber meist überlastet. Nicht nur die Polizeiliche Kriminalstatistik sondern auch die Erfahrungen der Berater im Netzwerk zeigen einen hohen Bedarf an Beratung, der bei Weitem nicht gedeckt ist.
Die ersten Schritte im Gewaltschutz für betroffene Männer wurden bereits gemacht. Zu nennen sind insbesondere die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz und das Hilfetelefon Gewalt an Männern. Auch der SKM leistet einen Beitrag in Form von Gewaltschutzwohnungen für männliche Opfer häuslicher Gewalt unter dem Namen Freiraum in Trägerschaft von SKM-Ortsvereinen. Von den zwölf in Betrieb befindlichen Gewaltschutzwohnungen für Männer ist die Hälfte in Trägerschaft des SKM beziehungsweise der verbandlichen Caritas. Dennoch macht die aktuelle Zahl der deutschlandweit und trägerübergreifend 41 Gesamtplätze in Männerschutzeinrichtungen deutlich, dass weitere Schritte gegangen werden müssen. Bei Fallzahlen von knapp 31.500 Fällen in 2022 von betroffenen Männern von Partnerschaftsgewalt macht die Anzahl von nur 41 möglichen Schutzplätzen für diese tausenden Opfer klar: Der Ausbau und die gesicherte Finanzierung von Männerschutzräumen und Männerberatungsstellen werden dringend benötigt.