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„Wir brauchen jede Woche 200 Masken“

Im Gespräch mit Patrick Walden, Leiter der ambulanten Dienste beim SKM Düsseldorf. Sein Team von 28 Mitarbeitenden betreut ambulant 121 Klient*innen mit psychischen Erkrankungen oder geistigen Behinderungen. (Foto: Priscilla du Preez/unsplash)

Wie geht es den Mitarbeitenden in diesem Lockdown?
Patrick Walden: Es geht den Mitarbeitenden gut und wir können unsere Arbeit weiterhin machen – aufgrund der Flexibilität, die unser Arbeitsbereich mit sich bringt. Aber wir Sozialarbeiter*innen befinden uns in einem Spannungsfeld: Wir wollen und müssen Betreuung anbieten. Es ist unsere Aufgabe, die Teilhabe der Klient*innen am gesellschaftlichen Leben sicherzustellen. Und auf der anderen Seite sollen wir genau das nicht tun. Wir hören ja die politischen Appelle auch. Für unsere Mitarbeiter*innen fühlt sich das sehr widersprüchlich an: Im privaten Bereich reduzieren sie all ihre Kontakte auf ein absolutes Minimum. Und im ambulanten Dienst besuchen sie tagtäglich drei bis sechs Menschen in ihren Wohnungen. Das ist ein großer Widerspruch im Leben und er beschäftigt die Mitarbeitenden natürlich.

Was ist anders als im letzten Jahr?
Patrick Walden: Dass der Zustand schon so lange anhält. Das stärkste Gefühl ist die tagtägliche Verantwortung, alles selbst entscheiden zu müssen – trotz aller gesetzlichen Vorgaben, trotz aller guten Konzepte. Je länger der Lockdown andauert, desto gewichtiger wird unser Verantwortungsgefühl.
Welche Notwendigkeit haben Termine? Welchen Fahrten und welche Arzttermine sind zwingend notwendig? Wie oft und wie lange muss ich in die Wohnung? Wie gestalte ich den Aufenthalt dort? Die Antworten auf diese Fragen sind ganz individuell. Und diese ganzen Entscheidungen können wir den Mitarbeitenden nicht abnehmen und das über lange Zeit nicht. Dazu kommt natürlich der fehlende Austausch untereinander, die vielen kleinen Absprachen, die Teamsitzungen usw. Es ist weiterhin schwierig, damit einen Umgang zu finden.

Wie geht es den Klient*innen – auch im Vergleich zum März letzten Jahres?
Patrick Walden: Im Bereich der psychischen Erkrankungen bemerken wir verstärkt Rückzugstendenzen. Wir müssen achtsam sein, dass unsere Betreuten nicht weiter abtauchen, als es gesund für sie ist. Es ist eine sehr anstrengende Lebensphase für Menschen mit psychischen Erkrankungen: Frustrationstoleranz und Hoffnung schwinden.

Wie geht es den Klient*innen mit geistiger Behinderung?
Patrick Walden: Da sind die Bedürfnisse etwas anders: Unter ihnen gibt es viel mehr den Wunsch, wieder in Kontakt zu kommen. Der komplette Bereich der Teilhabe bricht immer mehr weg, das macht die Menschen bedürftiger nach Sozialkontakten. Hier haben wir den Auftrag, Wissen zu vermitteln: Wir sprechen über das Infektionsgeschehen, über Schutzmaßnahmen und aktuelle Auflagen. Wir versuchen zu erreichen, dass die Kontakte reduziert werden, die Betreuten nicht so viele Risiken eingehen und vielleicht nicht zum Kaffeetrinken zur Nachbarin gehen. Deswegen wollen wir wieder reduzierte Angebote machen, in einer Eins-zu-Eins-Betreuung, wie beispielsweise einen Spaziergang oder eine Runde mit dem Fahrrad.

Was brauchen die Mitarbeitenden jetzt, um gut arbeiten zu können?
Patrick Walden: Eine regelmäßige und sichere Ausstattung an OP- und FFP2-Schutzmasken. Unser Team mit 28 Mitarbeitenden verbraucht jede Woche 200 Masken. Und wir brauchen weiterhin die Freiheit, die Termine vor Ort so zu gestalten, wie es notwendig ist.
Was weiterhin jetzt ganz dringend notwendig wäre: eine Impfstrategie für unsere Klient*innen und das Personal. Für uns ist zurzeit nicht vorhersehbar, wann unsere Klient*innen oder unseren Mitarbeitenden geimpft werden – weil wir im Gegensatz zu Pfleger*innen nicht in einem Gesundheitsberuf arbeiten. Dennoch müssen die ambulanten Dienste dringend mit berücksichtigt werden: Wir sind tagtäglich in den Wohnungen der Betroffenen und immer wieder Situationen ausgesetzt, in denen Menschen die Abstände nicht einhalten können.

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