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SKM Fortbildung

Bildung ändert alles.

Der ein oder andere hat diesen Satz sicher schon gehört. Während wir in der Schule anständig mit Inhalten aus den verschiedensten Bereichen gefüttert werden, so gibt es dort wenig Raum für Selbsterfahrung.
Unser Geschlecht ist den allermeisten selbstverständlich. Gerade wenn man mit Kindern spricht, so formulieren sie oft eine einfache Feststellung. Eben: Ich bin ein Junge, wie der Papa Oder: Ich bin ein Mädchen, wie die Mama. So einfach könnte es sein. So selbstverständlich uns unser Geschlecht eben ist, so setzen sich doch wohl nicht alle bewusst mit diesem Zustand auseinander. Es ist aber auch kompliziert. Da wir alle von Geschlechtlichkeit betroffen sind, so haben wir auch alle eine Meinung dazu. Ebenso kann man sich dem Thema aus jeglicher wissenschaftlicher Disziplin heraus nähern.
Ich beschränke mich heute aus eigener Betroffenheit auf die Soziale Arbeit. In vielen Bereichen der Sozialen Arbeit arbeiten wir wie selbstverständlich als Fachleute mit Männern und Frauen. Dabei tragen wir in der Regel auch dem Zustand Rechnung, ob wir mit Jungen oder Mädchen bzw. Männern oder Frauen arbeiten. Entsprechend gibt es eine Vielzahl geschlechtssensibler Angebote, die in dem Bewusstsein handeln, dass es für unsere Klienten eine große Rolle spielt, ob sie einem Mann oder einer Frau gegenübersitzen. Ich kann das gut verstehen. Die Kategorie Geschlecht ist eben sehr wirkmächtig und es schwingt halt weiter die Annahme mit, dass es eine Art „geheimes Wissen“ gibt, wie „die Männer“ oder „die Frauen“ eben sind.
Ich gehörte während meines Studiums der Sozialen Arbeit zu den ca. 25 Prozent Männern meines Studienganges. Ich habe mich jedoch nie wirklich damit auseinandergesetzt, was es heißt, als Mann Sozialarbeiter zu sein. In einem Beruf, in dem eben ca. 75 Prozent Frauen arbeiten. Welches Profil sollte ich mir zulegen? Heißt professionelles Handeln sich an der Expertise der Frauen zu orientieren? Oder müsste ich mich als Mann gar an manchen Stellen sogar klar abgrenzen? So kannte ich doch von einigen Freunden, den halbliebevollen Vorwurf: „Jetzt hör doch Mal mit dem Sozialarbeitergelaber auf…“
Ich bekam so zunehmend Gewissheit, dass die Komplexität der Dimension Geschlecht, die ich zu beschreiben versuche, mich auch in meinem Arbeitsalltag begleitet. Und nicht nur mich. Gleichermaßen eben auch alle anderen Männer (und natürlich auch alle Frauen).
2014 habe ich eine zweijährige Weiterbildung zu diesem Thema abgeschlossen, in der ich mich intensiv damit beschäftig habe, was es denn für mich bedeutet Soziale Arbeit als Mann zu machen. Das hat oft Spaß gemacht. Und oft hat es wehgetan. Trotz sozialarbeiterischer Ausbildung in Krisen, Beziehungsgestaltung oder Grenzsituation dann doch in Falle zu tappen, mich so zu verhalten, wie es sich als Mann scheinbar gehört. Dennoch hat es sich auf jeden Fall gelohnt, denn ich habe es geschafft, auf die meisten Fragen, die mit meinem Geschlecht und meinem Beruf zusammenhängen ganz gute Antworten für mich zu finden. Bildung verändert alles. Heute freue ich mich, dass sich auch viele andere Männer aus dem sozialen Bereich mit dem Thema auseinandersetzen.
Im September haben für mich zwei wichtige Veranstaltungen stattgefunden. Zum einen habe ich mit meinem Freund und Kollegen Andreas Moorkamp (der Große hinten links) zum ersten Mal selbst eine Fortbildung zum Thema angeboten. Es hat viel Spaß gemacht mit den anderen Männern sich über diese Fragen, wie Männer denn nun sind und natürlich wie Sozialarbeiter-Männer sind auszutauschen.
Die „Einführung in die Jungen- und Männerarbeit“ wird auch nächstes Jahr wieder stattfinden.

 

Zum anderen habe ich den Abschluss der zweijährigen Weiterbildung zum Jungen-, Männer und Gewaltberater mitgestalten dürfen und war bei der Zertifikatsübergabe zugegen. Der SKM hat die Weiterbildung gemeinsam mit dem Institut Lempert (Joachim Lempert ist der Herr neben mir) durchgeführt. Ich habe die Männer regelmäßig auf den Weiterbildungsblöcken besucht und viele auch zwischendurch getroffen. Es war schön an ihrem Prozess teilhaben zu können. Nun habe ich 13 neue Kollegen, die ihre Soziale Arbeit ganz bewusst als Männer gestalten. (Viele von Ihnen und was sie machen seht ihr unter: www.echte-maenner-reden.de) Und neue Freunde habe ich auch unter ihnen gefunden.
Anfang November startet die nächste zweijährige Weiterbildung. Und ich bin sicher, es wird nicht die letzte sein. Denn vielleicht ist es mit unserem Geschlecht doch nicht so selbstverständlich und ich bin offensichtlich nicht der einzige Sozialarbeiter, der neugierig genug ist sich mit der eigenen Männlichkeit im Kontext sozialer Arbeit auseinanderzusetzen.

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