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Aktion gegen Armut 2024

Politische Teilhabe für armutserfahrene Menschen

Was brauchen Menschen mit Armutserfahrung für mehr politische Beteiligung? 40 Teilnehmende aus Nord-, Ost-, Süd- und West-Deutschland diskutierten diese Frage bei der Zukunftswerkstatt in Würzburg anlässlich der jährlich stattfindenden Aktion gegen Armut von SKM Bundesverband, SkF Gesamtverein und Deutschem Caritasverband.

Die Teilnehmenden der Werkstatt waren größtenteils akut von Armut betroffene und bedrohte Menschen im Alter von 18 bis 76 Jahren – Menschen mit vielfältigen Armutserfahrungen wie Armut trotz Erwerbstätigkeit, Alleinerziehen, Migration, Wohnungs- und Obdachlosigkeit, Erkrankungen sowie Altersarmut nach langem Erwerbsleben.

Nicht über Armut reden, sondern mit Menschen, die Armutserfahrung haben

Begleitet von einigen Sozialarbeitenden, diskutierten sie miteinander, was nötig ist, dass sie in der Politik mitsprechen können. „Nicht über Armut reden, sondern mit Menschen, die Armutserfahrung haben, und zuhören!“ So lautete das Gebot der Zukunftswerkstatt. Die Teilnehmer*innen wurden von den Ortsverbänden und Jürgen Schneider vermittelt. Jürgen Schneider berät den SKM Bundesverband in Sachen Armutsbeseitigung aufgrund seiner Expertise in eigener Sache.

Etwas zu sagen haben

Am Ende der Zukunftswerkstatt konnten die Teilnehmenden drei zentrale Ergebnisse und Lösungsvorschläge herausarbeiten. Diese nahm eine Delegation der Zukunftswerkstatt mit nach Berlin. Dort diskutierten sie ihre Forderungen – so war es der Plan – mit Mitgliedern des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales im Oktober 2024 am Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut, im Rahmen eines Parlamentarischen Frühstücks. Schirmherrin des Frühstücks war Beate Müller-Gemmeke (Grüne). Weitere Bundestagsabgeordnete von Grünen, SPD und CDU waren dabei.

Neudefinition der Begriffe Arm und Reich

Die Teilnehmer*innen fordern in ihrem Papier ein verbindliches Mitspracherecht für armutserfahrene Menschen in sozialpolitisch relevanten Gremien. Außerdem sollen die Begriffe Arm und Reich in der öffentlichen Diskussion neu definiert werden. Die automatische Wertung von arm = negativ und reich = positiv muss aufgehoben werden. Drittes Ergebnis ist die Notwendigkeit von Geld und Ressourcen. Denn der tägliche Kampf um Existenzsicherung wird als großes Hindernis für politische Teilhabe gesehen. Von der Politik erwartet Teilnehmerin Alex: „Zuhören, sich hineinversetzen können, und wenn man das nicht kann, sich zumindest ernsthaft mit dem Leid anderer auseinandersetzen.“

Beim anschließenden Pressegespräch im Haus des Deutschen Caritasverbandes trugen die Teilnehmer*innen des parlamentarischen Frühstücks ihre Forderungen ebenfalls selbst vor. Ihre Erfahrungen aus der Zukunftswerkstatt und der Begegnung mit Politiker*innen und Medienvertreter*innen haben die Teilnehmenden in die Ortsvereine getragen. Viele Ortsvereine griffen die Aktion gegen Armut auf Bundesebene auf. Sie entwickelten Blaupausen auf kommunaler, diözesaner oder Landesebene – beispielsweise in Form von Presse- oder Politikgesprächen sowie mit Geistlichen in den Gotteshäusern.

Teilhabe stärkt Bewusstsein für Selbstwirksamkeit

Was bleibt? Einzelne Teilnehmer*innen der Zukunftswerkstatt nutzen ihre erlebte Selbstwirksamkeit heute in anderen Formaten. So zum Beispiel Alex, die Ende 2024 ins Planungsteam für das Treffen der Menschen mit Armutserfahrung der Nationalen Armutskonferenz gewählt wurde. Bis heute stehen die Verbände im Kontakt mit einzelnen Teilnehmenden. Gewiss ist: Alle haben von den Erfahrungen der Aktion gegen Armut profitiert. Nicht zuletzt wir Mitarbeitenden von SKM, SkF und Caritas durch die geteilten Erfahrungen der Armutsexpert*innen in eigener Sache. Die Aktion gegen Armut konnten wir dank der Förderung der Glücksspirale verwirklichen.